Ein Dezentes Fest der Farben für das Neue Polizeigebäude in Winterthur, Schweiz

Ein Beitrag von Isabelle Camenzind

Isabelle Camenzind steht als an der ETH diplomierte Architektin und Markenbotschafterin von Les Couleurs Le Corbusier für alltagstaugliche, zeitlose Architektur in jedem Maßstab. Von Gebäudesanierung und Neubau über Innenarchitektur, Möbeldesign bis hin zur Farbberatung. Immer mit dem Ziel, mit ausgewählten Materialien und Farben langfristig eine stimmungsvolle, inspirierende Atmosphäre zu schaffen und die Qualität der Räume hervorzuheben.

Wenn man näher an das neue Gebäude der Stadtpolizei von Winterthur herantritt, fallen einem – zusätzlich zum feinen Farbverlauf der Betonelemente an der Fassade – die prägnanten farbigen Gläser des Künstlers Beat Streuli auf.

Beat Streuli wurde 2017 anlässlich eines zweistufigen Kunstwettbewerbs ausgewählt, um den repräsentativen Neubau mit „Metropolis“ zu bereichern – und seine Wahrnehmung sowohl bei der Stadtpolizei als auch in der Bevölkerung zu stärken. Der Künstler schuf transparente Motive, inspiriert vom Alltagsleben in Winterthur. Diese Elemente wurden mit farbigen Flächen in die Fensterscheiben integriert und sind somit raffiniert im architektonischen Designkonzept eingebunden.

Farbakzente, die Verschmelzen und Harmonieren

Im Inneren beleben weitere feine Farbakzente das Gebäude. Farbenfrohe Teppiche erweitern die Farbvielfalt. Oliv Brunner Volk Architekten haben aus der PERLON RIPS Palette des Teppichherstellers ANKER und der zeitlosen Farbpalette des Architekten Le Corbusier (Polychromie Architecturale) von 1931 und 1959 vier Farbtöne in mittleren bis dunkleren Helligkeitsschattierungen ausgewählt. ANKER ist ein langjähriger Spezialist für gewebte Teppiche, der sich ganz der Kreation und Produktion von textilem Bodendesign widmet. Die Teppiche fügen sich natürlich in die Betonoberflächen des Gebäudes ein und harmonieren mit dem Terrazzoboden sowie den dunkelgrünen Fenster- und Türrahmen.

Die unterschiedlichen Farben des gewebten, matt schimmernden Veloursteppichs betonen einzelne Räume und schaffen einprägsame Farbstimmungen, die durch das Sonnenlicht und die farbigen Fensterflächen betont werden.

Das englische Grün (“vert anglais”) aus der Farbpalette von Le Corbusier ist ein dunkleres, ruhiges Waldgrün mit einem leicht kühlen Unterton, das die hellen Betonwände wunderschön in ihren feinen, warmen Grautönen scheinen lässt.

Der Helligkeitskontrast zwischen dem Veloursboden und den Betonflächen an den Wänden, aber auch dem Betonbodenfries, ist äußerst reizvoll und optisch ansprechend.

In einem anderen Raum sorgt das dunkle, leuchtende und samtige Rubinrot („le rubis“) zusammen mit den farbigen Glasscheiben für eine einzigartige Atmosphäre. Der Kontrast zu den helleren Betonoberflächen verleiht dem kraftvollen Teppich eine besondere Strahlkraft und betont die Eleganz des Raumes mit seinen dunkel gerahmten Fenstern.

Demgegenüber ist der dunkle Grauton („gris foncé”) in Kombination mit dem farbigen Glas und dem Sonnenlicht wie ein geheimnisvolles Chamäleon: mal erscheint der Boden zurückhaltend elegant und ein anderes Mal extravagant in einem feinen Violett- oder Cyanton, koloriert von der Kunst der Fensterscheiben.

Die Perspektiven im Gebäude ermöglichen es der Polychromie Architecturale – der Farbpalette des Architekten Le Corbusier – Gestalt anzunehmen: Die visuellen Bezüge zu den benachbarten Räumen, von denen die verschiedenen Teppichfarben durchscheinen, machen es möglich, die Farbkompositionen in ihrer Gesamtheit zu erleben.

Die gewebten Stoffe der Akustikelemente, welche die Wände zieren, runden das Thema der stilvollen Farbtöne auf zarte Weise ab und machen den Besuch des neuen Stadtpolizeigebäudes zu einem farbenfrohen Erlebnis.

Isabelle Camenzind, an der ETH diplomierte Architektin, Isabelle Camenzind Architektur und Interior Design , frühere Mitarbeiterin bei Oliv Brunner Volk Architekten GmbH

 

Projekt: Neubau Polizeigebäude Obermühlestraße, Winterthur
Bauherr: Stadt Winterthur
Architektur: Oliv Brunner Volk Architekten GmbH, Zürich
Projektmanagement: GMS Partner AG Baumanagement
Boden: ANKER Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG
Bilder: Eliane Rutishauser, LeeLi Photography und Oliv Brunner Volk Architekten GmbH



Kommentare

Keine Kommentare