Die Farbstimmungen der Polychromie Architecturale

"Um zu wählen, darf man nicht nacheinander, sondern muss gleichzeitig fühlen. Um zu wählen, muss man sehen, was auf dem Spiel steht, und das Auge muss wie ein vorhandenes Werkzeug im Dienste eines tiefen Instinkts sein. Man muss seine Aufgabe erleichtern und die unfruchtbaren Ermüdungserscheinungen (Gedächtnisanstrengungen) beseitigen. Man muss klassifizieren, eine Auswahl anzeigen. Das Auge muss sehen können! Objektiv gesehen, wirklich".

- Le Corbusier -


Design und Architektur haben mit der Polychromie Architecturale von Le Corbusier ein Werkzeug zur Farbgestaltung, das mithilft durch Farben die räumlichen Wirkungen zu verändern oder zu unterstützen. Le Corbusier fokussiert sich bei der Farbauswahl auf damals herkömmliche Farbpigmente.

Er war fasziniert vom Gleichgewicht der Farben in der Natur, und kreierte einen Bogen dahingehend wie ebenso zur Vertrautheit und der Tradition der Maler und Architekten. Für Le Corbusier spielte gerade die Dynamik der Farben eine wichtige Rolle.

Die Unterscheidung von statischen und dynamischen Farbtönen prägte die Komposition der ersten Klaviatur von 1931. Die Praxis damals war, gebundene Musterbücher zu erstellen – nicht so aber Le Corbusier. Er schuf verschiedene Farbstimmungen, welche den spezifischen Eigenschaften der Farben entsprachen.

Farbstimmungen nach Le Corbusier

Farben beeinflussen unser Leben, vermitteln Energie und haben Charakter. Die natürlichen und harmonischen Farben der Polychromie Architecturale schaffen Stimmungen. Le Corbusier entwickelt mit der 1. Farbklaviatur neun räumliche Farbstimmungen mit jeweils drei muralen Farbtönen und bezeichnet jede Stimmung mit einem Namen, der die Absicht anzeigt und die polychrome Aktion bekundet. Eher zufällige Dreiklänge bezeichnete Le Corbusier als ‘Buntscheckig. Die Farbstimmungen bieten viele Anregungen und wecken in den Betrachtern und Nutzer der Farbenklaviaturen Empfindungen mit den Farbharmonien. Die Stimmungen zeigen die Farbtöne mit bestimmtem Muralwert als Hintergrund – auf Basis der ersten Kollektion von 1931.

Raum

Himmel

Samt I

Samt II

Mauer I

Mauer II

Sand I

Sand II

Landschaft

Buntscheckig I

Buntscheckig II

Buntscheckig III

Espace / Raum / Space

32022 outremer clair, 32023 outremer pâle und 32024 outremer gris bilden die Grundfarben der Stimmung Raum. Zur farblichen Kombination in dieser Stimmung schlägt Le Corbusier insbesondere Nuancen aus den Gruppen Rotocker und Braun, Umbra und Grau vor.

Ciel / Himmel / Sky

Die drei hellen coelinblauen Farbtöne darunter 32033 céruléen clair und 32034 céruléen pâle sind hier die Grundfarben. 32090 rouge vermillon 31 ist der Farbton, den Le Corbusier insgesamt am häufigsten als Kombinationsfarbe einsetzt.

Velours / Samt / Velvet (I und II)

Die besonders empfohlenen Farbkombinationen in der Stimmung Samt entstammen den Farbgruppen Rotocker und Braun, Rot, Ultramarinblau und Umbra. Die drei Nuancen 32001 blanc, 32012 gris moyen und 32013 gris clair 31 schaffen die Stimmung Samt.

Mur / Mauer / Masonry (I und II)

Die Stimmung Mauer zeigt sehr ansprechende Kombinationen mit Umbren und mit grünen Tönen wie auch mit ceruleen blauen Nuancen. Eine der drei Grundfarben ist 32091 rose pâle.

Sable / Sand (I und II)

Die zweite Sand Atmosphäre beeindruckt durch Kombinationen der drei muralen Farben mit Nuancen aus Blau, Rot und Umbra. 32082 orange pâle und 32131 ombre brûlée claire sind neben 32060 ocre die Grundtöne dieser Farbstimmung der Polychromie Architecturale von Le Corbusier.

Paysage / Landschaft / Scenery

Drei Grüntöne der 50er Reihe (nicht das Brillantgrün 32050 vert foncé) sind hier die Grundtöne und reflektieren das landschaftliche Grün. Le Corbusier verwendete Nuancen von Grün, die aus dieser Farbgruppe ausgewählt wurden.

Bigarré /Buntscheckig / Checkered (I, II und III)

Hier werden eher zufällige und grelle Farbakkorde zusammengestellt. In Buntscheckig III beispielsweise sind die Grundfarben 32020 bleu outremer 31, 32001 blanc und 32050 vert foncé die mit 32040 vert anglais oder 32090 rouge vermillon 31 kombiniert werden. Le Corbusier sagte hierzu, man müsse «nicht nach Ordnung oder Absicht suchen».

 

" Ruhige und fröhliche Stimmungen. Ich denke, dass Architektur nie langweilig sein sollte. Diese Stimmungen werden durch die Wiederholung von drei verschiedenen Werten desselben Grundtons in drei horizontalen Bändern erzeugt: blau, rosa, gelb, grau oder grün".

- Le Corbusier -

(Quelle: Le Corbusier, POLYCHROMIE ARCHITECTURALE, Studie eines Architekten (übrigens am Abenteuer der modernen Malerei beteiligt) für Architekten. Typoskript zur Verfügung gestellt von der Fondation Le Corbusier).

Die Polychromie Architecturale

 

Die ersten Versuche der Polychromie, die Le Corbusier in seinem Œuvre complète erwähnt, betreffen die Innenräume der Häuser La Roche und Jeanneret im Jahr 1923. Für die Basler Tapetenfabrik Salubra schuf Le Corbusier zwei farbige "Klaviaturen", die erste 1931 und die zweite 1959. Die Musterkarten bestehen aus der Isolierung von jeweils drei bis fünf Farben, wobei jede Karte die zu erzielende räumliche Wirkung angibt: "Raum", "Himmel", ...

Die Farbklaviaturen sind ein formaler Ausdruck von Le Corbusiers Arbeits- und Denkweise, mit der es ihm gelang, eine Theorie der Farben direkt für die Praxis nutzbar zu machen (Quelle: Fondation Le Corbusier). In Le Corbusiers Farbenlehre spiegelt sich seine immense Erfahrung als Maler, Künstler, Designer und Ausnahmearchitekt wider.

 

 

Fotos:

Le Corbusier Farbklaviatur ©FLC/ADAGP – Les Couleurs Suisse
Maisons La Roche-Jeanneret ©FLC/ADAGP – Olivier Martin Gambier
Le Corbusier Farbstimmungen ©FLC/ADAGP – Les Couleurs Suisse
Salubra Originalbuch Farbstimmung ©FLC/ADAGP – Les Couleurs Suisse

 

 

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