Innenarchitektur als Ganzkörpererfahrung – von dramaturgischen Elementen eines Interieurs

Die meierei Innenarchitektur und Design in München gestaltet kreative und emotionale Räume auf Basis klarer konzeptioneller Gedanken. Seit der Gründung im Jahr 2003 geht es den beiden Inhabern, Dorothee Maier und Andreas Utzmeier, darum, den Charakter von Unternehmen und Persönlichkeiten sichtbar und spürbar zu machen.


Die Philosophie der meierei: "Unsere Räume fühlt man, man erlebt sie, man spürt den konzeptionellen Gedanken von dem sie getragen werden. Unsere Leidenschaft gilt Räumen, die sich mitteilen und positive Emotionen wecken. Räume, die sich gut anfühlen wirken auch richtig." 

Das Architekturbüro wurde seit der Gründung bereits mehrfach mit dem German Design Award prämiert und erhielt 2017 zum vierten Mal in Folge einen Eintrag Ihrer Projekte bei den "Architektouren". Eines der wohl erfolgreichsten meierei Projekte der letzten Jahre war der addore Store in München, mit dreifacher Auszeichnung: dem "German Design Award", dem "AIT Award Best in Interior and Architecture 2016 Special Mention" und dem "Inhorgenta Award 2017" für ihr innovatives Shop-Design.

Wir fragten die Inhaber der meierei, wie sie in diesem Projekt bei Konzipierung und Gestaltung vorgegangen sind und eine "Ganzkörpererfahrung" kreierten. Weiterhin wollten wir wissen welche Schritte zu einer erfolgreichen Farbgestaltung notwendig sind. 

 

Eine Inszenierung die auf die Haut geht

Hinter der schönen Jugendstil Fassade eines Hauses in der Prannerstraße, inmitten des Fußgängerzentrums von München, verbarg sich ein unscheinbares Juweliergeschäft welches die addore Inhaber erwarben. Mit dem gegebenen Interior konnten sich die Geschäftsleute jedoch nicht identifizieren und beauftragten die meierei, einen puristisch-modernen Shop zu designen, der neugierig macht und die Positionierung von addore widerspiegelt - einzigartige Schmuckstücke von ausgewählten Designern aus aller Welt. Es soll ein Juweliergeschäft gestaltet werden, das die Individualität des Schmuckes unterstreicht und vielmehr wie eine Galerie wirkt.

Bereits die vorhandenen Schaufenster, welche aus Vitrinen bestanden und den Laden nicht einsehbar machten, weckte in den beiden Innenarchitekten die Idee das Geschäft in eine Schatztruhe zu verwandeln. Ihr Gedanke war es, dass Kunden mit einem Blick durch die Schaufenster in den Store gezogen werden und mit Betreten des Ladens ein Aha-Erlebnis erfahren. Man soll sich frei um die Schmuckstücke bewegen können, die in der Mitte wie auf einem Altar aufgebahrt sind.


Durch drei dramaturgische Elemente kreiert die meierei einen Erlebnisraum im addore Store:

Bei der Planung des Farb- und Materialkonzeptes stellte sich die meierei zuerst elementare Fragen: Wo und wieviel setzten wir von welcher Farbe ein? Wie stehen die Flächen zum Licht? Welche Materialien können im Innenraum kombiniert werden und welche sind bereits vorhanden?

Den beiden Innenarchitekten war es besonders wichtig das Thema Schmuck zu visualisieren. Da Schmuckstücke immer direkt auf der Haut getragen werden, kam ihnen die Idee, naturgegerbtes Leder zu verwenden. Dieses formt sich in 236 finiten Dreiecks-Elementen zu einer Art Gewölbe-Skulptur, dem "Drop", der in der Mitte des Raumes wie ein Stalagtit nach unten wächst. Die einzelnen Elemente sind mit Lederbändern untereinander verbunden.

Durch die streng-geometrischen Leder Elemente wirkt der Drop sehr modern und steht im Kontrast zur Oberfläche der Haut, welche durch die natürliche Maserung auch Imperfektionen enthält. Diese sind gewollt und wirken als Gegenpol zur "Cleanness", die im Raum herrscht. Der messingfarbene Ton des Leders prägt die Atmosphäre im Raum und lässt ihn warm wirken. "Die Atmosphäre des Raumes würde unter fehlender Wärme leiden, wenn wir grelle Neonröhren verwendet hätten und die Assoziation zur Softness, die Schmuck getragen auf nackter Haut hervorruft, wäre verloren." erklärt Frau Maier.

Herr Utzmeier erklärt, dass es das Deckengewölbe zu inszenieren galt und unter ihm das Highlight, der Altar, sofort ins Auge fallen sollte. Die Theke ist eine einzige Glasvitrine, in der Schmuckstücke auf ledernen Kissen aufgebahrt liegen. Nicht nur das hier der Gedanke Leder und Haut fortgesetzt wird, die Innenarchitekten finden ebenfalls, dass sich der filigrane Schmuck am besten auf dezenten Farben präsentiert.

"Daraufhin betrachteten wir die Geometrie des Raumes, d.h. Decke, Wand und Boden. Trotz unserer allgemeinen Gestaltungsfreiheit für addore waren wir an die Gegebenheit des bereits vorhandenen dunkelgrauen Bodens gebunden. Uns war klar, dass aufgrund des messingfarbenen Drops und des dunkelgrauen Bodens keine weitere starke Farbe passen würde und so entstand das dezente Farbkonzept für die Wände. Ein helles Grau und ein abgetönter Weißton, damit der Übergang zwischen den Farben im Raum nicht zu hart ist. Diese dezente Farbgestaltung schuf einen optimalen Hintergrund für den zu inszenierenden Drop. Aufgrund der Farben des Bodens, der Wände und des Drops musste auch das Interior, also die Theke und Verkleidungen grau sein - die Farbe wurde durch das Material gesetzt."

 

 

Eine weitere Inszenierung sind die runden Ausschnitte in der Wand, die "Bubbles", welche hell erleuchtet sind und hinter denen sich die Kleinode verbergen. Die meierei möchte somit den Blick auf die Stücke "scharfstellen", d.h. keine großen Vitrinen mit hunderten Schmuckstücken darin, sondern den Fokus auf einzelne Unikate lenken. Die Bubbles sind ein weiteres Attribut, welches mit der Strenge des Raumes spielt. Die runde Form aufgreifend, finden sich an einer weiteren Wand des Raumes freihängend angebrachte Teller für einzelne Preziosen; durch raffinierte Lichtsetzung werfen die Teller ebenfalls einen runden Schatten an die Wand. So entstand eine Reduzierung auf wenige Formen. Die Wiederholung und Aneinanderreihung von Elementen in verschiedenen Größen schenkt dem Raum eine gleichmäßige Umgebung.


Die "meierei´schen Schritte" zu einer erfolgreichen Farbgestaltung

 

Ausgangslage und Zielstellung definieren 
  Was ist meine Ausgangslage und wohin möchte ich? 
  Welche Materialien sind bereits vorhanden? 
   → Berücksichtigen Sie, dass bestimmte Ausstattungen gegeben sein können. 

 

Die Geometrie des Raumes differenzieren 
   Welche Komponenten des Raumes – Boden, Wand, Decke – möchte ich betonen? 

 

Das Energielevel der Farbe bestimmen 
   Was möchte ich im Raum vermitteln? 
   Soll beruhigt oder aktiviert werden? 
   Lassen Sie Ihren Emotionen bezüglich Anzahl Farben und Farbauswahl freien Lauf. 
   Kombinieren Sie Materialien und Farben, die sich gegenseitig unterstützen. 

 

Den Farbraum festlegen 
   Wie viele und welche Flächen sollen farbig werden? 
   → Hierbei kann es von Vorteil sein in Teilflächen zu denken, d.h. bestimmte Farbtöne nur für Teile von Wand, Decke, Boden zu verwenden. 

 

Das Licht einbeziehen 
   Wie stehen die gewählten Flächen zum Licht? 
   Handelt es sich um natürliches oder um künstliches Licht? 
   → Denken Sie daran, dass Farbtöne je nach Lichteinfall und Beleuchtung sehr unterschiedlich wirken können! 

 

Eine Farbbemusterung durchführen 
   Ausgewählte Farbe(n) partiell an die ausgesuchten Wände streichen. 
   Bewirken die ausgewählten Farben und Farbkombinationen im betreffenden Raum meine Zielstellung? 
   → Lassen Sie die Bemusterung ca. drei Tage auf sich wirken bevor Sie die gesamte Fläche streichen. 

 

Farbe als Vergnügungsfaktor zulassen 
  Seinen Sie mutig und gestalten Sie! 
  Selbst wenn Ihnen die Wandfarbe in einem Jahr nicht mehr gefällt, haben Sie wenig verloren, gestalten Sie einfach neu! 

 

Exkurs: Akzentsetzung 
   Verwenden Sie passende oder ineinanderfließende Farben, welche auch in Harmonie zu Ihrer Inneneinrichtung stehen. 
   Setzten Sie die Akzente nicht raumdominant! Nutzen Sie keine zu kontrastreichen Farben, diese sind laut und der Raum verliert die Balance (außer Sie beabsichtigen dies). 


„Es ist nicht teuer, eine gute Umgebung zu schaffen. Teuer ist es, in der falschen Umgebung zu leben."

 

– Dorothee Maier –


Farbe als Aktivierungsfaktor

Durch Farbe in der Architektur wird der Betrachter kognitiv beeinflusst; Farbe ist ein Aktivierungsfaktor, der sich positiv wie auch negativ äußern kann, jedoch immer eine Reaktion hervorruft. Der Betrachter erlebt immer eine unterbewusste Ganzkörpererfahrung. 
Hierzu erklärt Frau Maier: „Architektur hat die Aufgabe, Flächen in großen Dimensionen wirken zu lassen. Hierbei ist es schwierig, die richtige Farbe zu finden. Die meisten Farbsysteme können die Dimension nicht leisten, denn wenn eine Fläche bemustert wird, dann geschieht dies oft nicht größer als DIN A4. Der Kunde hat dann das Problem, sich dieses Muster auf einer großen Wand vorzustellen. Bei Le Corbusier´s Farben weiß man, dass diese Prüfung vollzogen wurde, die Farben wurden getestet – in seinen eigenen Räumen. Daher sind diese Farben in der Lage große Flächen zu füllen, ohne dass sie einen erschlagen. Und das unterscheideen die Farben der Polychromie Architecturale von anderen Farben." 

 

Ob im Einklang oder im Kontrast, Materialien, Ausstattungen und Möbel sollten farblich abgestimmt wirken. Das umfangreiche Portfolio von Produkten in zertifizierten Les Couleurs® Le Corbusier Farben ermöglicht die übergreifend harmonische Farbgestaltung in gewerblichen, öffentlichen und privaten Bereichen. 



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