Farbphilosophie in Architektur und Design – Grau (Alles über die Graustufen) – Teil III

Im abschliessenden Teil unserer Trilogie beschäftigen wir uns mit Graustufenskalen. Eine Graustufenskala ist die Sammlung oder das Spektrum von monochromen (z.B. grauen) Tönen. Die Graustufenwerte variieren von Reinweiss am hellsten Ende des Farbspektrums, mit einem Wert von 10, zu Reinschwarz am entgegengesetzten Ende, mit einem Wert von 1.

Alle Werte von 2 bis 9 beschreiben verschiedene, individuelle Nuancen von Grau. Die Grauskala enthält lediglich Informationen zur Helligkeit, da keine Farben enthalten sind.

Betrachtet man Le Corbusiers architektonische Polychromie angesichts der Formel der Standard-Graustufen, würden Le Corbusiers Grautöne höchstwahrscheinlich wie folgt angeordnet werden:

Wert 1:            4320E Noir d’ivoire

Wert 2:            32010 Gris Foncé 31

Wert 3:            4320U Gris Foncé 59

Wert 4:            4320H Gris 59

Wert 5:            32011 Gris 31

Wert 6:            43200 Gris Clair 59

Wert 7:            32012 Gris Moyen

Wert 8:            32013 Gris Clair 31

Wert 9:            4320B Blanc Ivoire

In der Digitalfotografie ist ein Graustufenfoto ein Bild, in dem der Wert eines jeden Pixels ein einzelnes Musters mit einer bestimmten Menge an Licht darstellt; das bedeutet, es beinhaltet ausschliesslich Informationen zur Intensität, lediglich zusammengesetzt aus Graunuancen. Der Kontrast reicht von Schwarz mit der geringsten Intensität zu Weiss mit der stärksten Intensität. - Wikipedia

Wer erinnert sich an die gefürchtete Krankheit «Greyscale» (auf Deutsch «Grauschuppen») von Game of Thrones? – Eine Lepra-ähnliche, tödliche Krankheit, welche die Körper der Betroffenen steif und tot werden und bei Berührung wie Stein erscheinen lässt.

Wie oft, wurde Grau unter einem negativ konnotierten Deckmantel verwendet, eine tödliche, irreversible, hässliche Entstellung. Es gab zudem in dieser Serie viele Stigmen in Zusammenhang mit dieser Krankheit (ähnlich wie bei Lepra), und Grau scheint insgesamt sehr viel mehr negative Assoziationen als positive zu besitzen.

Menschen neigen dazu, ihre wahre Identität hinter Grau zu verbergen zu wollen – in dem Glauben, dass Grau eine sichere, kokonhafte Farbe sei. Doch da Grau hellere Farben in den Vordergrund rückt, wird es sehr wirkungsvoll, wie in Le Corbusiers Samt-Atmosphäre deutlich zu sehen.

Grau wird gelegentlich verwendet, um anzudeuten, dass etwas weder das eine, noch das andere ist, wortwörtlich eine Grauzone, womöglich auch Unentschlossenheit implizierend.

Es ist ausserdem interessant, dass graues Haar normalerweise mit dem Alter entsteht, genauso wie Weisheit, und doch geben Millionen von Menschen weltweit grosse Summen Geld aus, um ihr graues Haar zu überdecken – im Gegensatz zu einigen Personen der Genration Z, die ihr Haar absichtlich grau färben... eventuell, um innere Weisheit vorzutäuschen  - oder handelt es sich nur um einen kurzweiligen Trend?

Grau, ebenso wie Le Corbusiers Polychromie Architecturale, wird für immer en vogue sein, unabhängig von dem, was gerade im Trend liegt.

Die Verwendung einer Auswahl komplementärer, tonaler Grautöne in einem Raum erzeugt Interesse und Tiefe, aber es ist unverzichtbar, zudem unterschiedliche Texturen einzusetzen, damit ein Raum letztendlich nicht zu flach wirkt. Wie in einem der vorherigen Artikel erwähnt, nehmen viele Menschen bei Grau in Innenräumen zunächst einen beruhigenden Effekt wahr, mit der Zeit jedoch wird oft eine gewisse Schwere assoziiert, welche die Psyche beeinflussen und dazu führen kann, dass sich jemand erschöpft und depressiv fühlt. In Teil I haben wir erörtert, welche Farben Grau komplementieren und wie diese harmonischen Kombinationen ein freudiges und produktives Umfeld kreieren können.

Der Vergleich von zwei identischen Bildern, wovon eines in Farbe und das andere in Graustufen zu sehen ist, ist durchaus interessant. Sieht man sich das Schwarz-Weiss-Foto genauer an, erkennt man wie 32010 gris foncé 31 auf lebendige Art und Weise heraussticht, ebenso wie 32060 ocre in einem prominenten Weiss erscheint und interessanterweise, wie die gestrichene Tür in 32110 l’ocre rouge sich unmerklich von gris foncé unterscheidet.

Beide Bilder sind gleichermassen wirkungsvoll und es ist erstaunlich, wie die lineare Steigung der bündigen Gipstrennwand im graustufigen Bild so viel mehr hervorsticht.

Die Kraft von Schwarz-Weiss-Bildern sollte nie unterschätzt werden: Sie sind zeitlos und können sehr dominant sein.

Zusammenfassend gleicht der unglaublich architektonische Grauton einem Mysterium. Grau ist eine raffinierte Neutralfarbe, die vielen Menschen Ruhe und Gelassenheit bringt. Wir haben festgestellt, dass eine der Hauptvorteile von Grau die Eignung als ideale Hintergrundfarbe ist, da Grau hellere Farben innerhalb eines Arrangements ideal komplementiert.

Das Spektrum der Grautöne reicht von kühl zu warm und ist enorm vielseitig. Grau kommt in einer Fülle von Nuancen, welche sich für unzähligen Situationen eignen und in der Lage sind, eine Vielzahl von unterschiedlichen Stimmungen zu kreieren. Mit der Verwendung des dunkleren Endes des Spektrums erzeugt man einen dramatischen Eindruck; mit kühlen Grautönen ein sanftes, wohliges Gefühl und mit tonalen Nuancen entsteht ein zeitloser Klassiker. Erkunden Sie die Vielseitigkeit von Grau, der Neutralfarbe – oder integrieren Sie schlichtweg eine Galeriewand mit Schwarz-Weiss-Fotografie in ihr Konzept.

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