Der Einfluss von Licht auf Farbe (Pigmente und Lichtbrechung in Les Couleurs)

Das Verhältnis zwischen Licht und Farbe ist extrem faszinierend und komplex: Die Menge an Licht, die auf Farbe geworfen wird, beeinflusst ihren Wert und ihre Intensität stark. Lichtwellen gehören zu den zahlreichen Wellen, welche sich auf dem elektromagnetischen Spektrum befinden und doch sind sie die einzigen, welche mit dem menschlichen Auge wahrgenommen werden können. Aufgrund der aussergewöhnlichen Art und Weise, wie Licht auf Farbe trifft, entstehen oft unerwartete und komplexe Überraschungen hinsichtlich dessen, wie wir Farbe wahrnehmen. Jede vom menschlichen Auge erfasste Farbe ist ein Nebenprodukt des Spektrum Lichts, während es von einem Objekt absorbiert, oder, umgekehrt, reflektiert wird. Ein Pigment ist ein Material, welches Licht absorbiert: die Farbe entsteht aus den reflektierten Lichtwellen – also jenen, die nicht absorbiert werden.

Betrachtet man natürliches Licht, stellt man schnell fest, wie Farbe sich in verschiedenen Nuancen von variierendem Tages- und Nachtlicht verändert; ein einfaches Zeitraffervideo auf dem Handy kann dies belegen.

Kunstgalerien haben normalerweise neutral weisses Licht installiert – dieses Licht imitiert natürliches, warmes Tageslicht. Eine wichtige Kennzahl bei künstlichem Licht ist die Einheit «Kelvin»: je höher die Zahl, desto kühler die Farbtemperatur. Es ist bekannt, dass Glühlampen gelbes Licht abgeben - dabei lassen sie Farben wärmer erscheinen im Vergleich zu fluoreszierenden und kalt-weissen Lampen, die eher blau getöntes Licht abgeben und dabei, bei allen Farben, ein kühleres Gefühl hervorrufen.

Raum, Licht und Ordnung. Das sind die Dinge, die Menschen genauso brauchen wie Brot oder einen Platz zum Schlafen. Le Corbusier

Das Menge an Licht beeinflusst auch den Wert und die Intensität von Farben. In einem schwach beleuchteten Raum werden Farben dunkler und weniger intensiv erscheinen. Erhöht man die Menge an Licht jedoch, erhellt sich der Farbwert und die Intensität wird verstärkt. Seien sie sich jedoch immer darüber bewusst, dass exzessives Licht eine Farbe ertränken kann, indem es sie weniger satt aussehen lässt und ihren echten Ton verschleiert.

Lichtrichtung stellt ebenfalls einen wichtigen Faktor dar – die Begriffe «nördlich und südlich ausgerichtet» kennt jeder, aber was bedeuteten sie im Farbkontext? Wenn es darum geht, Farbe in einem Gebäude zu verwenden, sollte dieser Aspekt immer Berücksichtigung finden – sei es eine nördliche, südliche, östliche oder westliche Ausrichtung.

Nördlich ausgerichtete Räume haben ein kühleres, eher natürliches Licht und können sich häufig kalt und dunkel anfühlen. Es ist in der Regel ratsam, wärmere Farben in diese Räumen zu integrieren, sowie spiegelnde Oberflächen einzubringen, um das Licht im Raum zu verteilen. Aus der Polychromie Architecturale sind offensichtliche Optionen für nördlich ausgerichtete Räume 32112 l‘ocre rouge clair, 4320W le jaune vif and 32082 orange pale.

In den Morgenstunden werden östlich ausgerichtete Räume von natürlichem Licht geflutet sein, während westlich ausgerichtete Räume natürliches Licht in den Abendstunden erfahren; diese Räume könnten über den Tag hinweg jedoch künstliches Licht benötigen; dies kann Farben verzerren. Überlegt man, welche der 63 Farben optimal für östlich und westlich ausgerichtete Räume sind, kommt man oft auf sich von Blau- und Grüntöne: beispielsweise 4320F vert olive vif, 32033 céruléen clair, 32013 gris clair 31 und 4320C rose vif.

Südlich ausgerichtete Räume haben das Glück, klares, starkes, natürliches Licht zu erfahren, wodurch sich hier alle Farben sehr gut eignen. Kühle Farben jedoch werden die Intensität von hellen, sonnendurchfluteten Räumen ausgleichen, daher sollte erwägt werden zu Farben wie 32033 céruléen clair, 32024 outremer gris und 32042 vert anglais pale zu greifen.

“Licht schafft Atmosphäre und das Gefühl des Raums sowie den Ausdruck einer Struktur.” Le Corbusier

Spricht man über Lichtbrechung, geht es im Grunde um das Bündeln von Licht: Es ist die Richtungsänderung einer Lichtwelle von einem Medium zu einem anderen, herbeigeführt durch eine Veränderung der Geschwindigkeit – auf dem Weg von einer transparenten Substanz zu einer anderen. Licht bewegt sich langsamer durch Glas, was der Grund ist, weshalb ein Prisma alle sichtbaren Farben trennen kann: wenn Licht in einem bestimmten Winkel auf das Prisma trifft, verlangsamen sich die verschiedenen Wellenlängen des sichtbaren Lichts und fächern aus.

Eine höhere Zahl der Lichtbrechung bedeutet, dass violettes Licht am meisten gebündelt wird. Im Gegensatz dazu wird Rot wegen seiner geringen Lichtbrechungsrate am wenigsten gebündelt; alle weiteren Farben liegen dazwischen. Die Kombination von Licht in den Primärfarben in blau, rot und grün ergibt zusammen weisses Licht, während in Form von «echter» Farbe daraus ein braunes, schlammiges Chaos entsteht – dies unterstreicht nochmals die signifikante Rolle von Licht.

Jedes Mal, wenn sie eine Farbe auf einem Objekt sehen, denken Sie daran, dass eigentlich jede Farbe von dem Objekt absorbiert wurde, ausser jener, die sie sehen. Weiss verkörpert dabei die Abwesenheit von Farbe.

Das Verhalten von Licht ist so wirkungsvoll für das Gesamtgefühl eines Raumes, dass das Heranziehen eines spezialisierten Licht-Beraters ein wertvolles Investment für grössere Projekte präsentiert: Sind die Lichtoptionen nicht weitreichend untersucht, dann droht das gesamte Projekt zu scheitern, da Farben nicht so wirken und Texturen und Oberflächen anders reagieren, als ursprünglich geplant.

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